Utrecht: Fahrrad-Parkleitsystem

In Deutschland kennen wir Parkleitsysteme bislang nur für Pkw. Diese sollen dem (ortsfremden) MIV bei der Abstellung ihrer privaten Kfz helfen und Parksuchverkehre verringern. Gleiche Probleme können auch bei Fahrradfahrer:innen auftreten. Wer schon einmal versucht hat in einer deutschen Innenstadt, beispielsweise während eines Weihnachtsmarktes oder anderen größeren Veranstaltungen, sein oder ihr Fahrrad abzustellen, wird festgestellt haben, dass es zu deutlichen Engpässen kommen kann.   

Die Stadt Utrecht in den Niederlanden macht vor, wie es besser geht. Dort steht am Bahnhof nicht nur das weltgrößte Fahrradparkhaus (Daniel berichtete), es existiert auch ein entsprechendes Parkleitsystem für Fahrräder, wie wir es bisher nur für Pkw kannten. Dieses zeigt an mehreren innerstädtischen Hauptrouten des Radverkehrs dynamisch die aktuelle Verfügbarkeit von bewachten Fahrradstellplätzen an. Dies hilft insbesondere bei einer stark besuchten Innenstadt, wild abgestellte Fahrräder zu vermeiden und schafft so eine bessere Aufenthaltsqualität für alle. Die Aufsteller des Fahrradparkleitsystems werden mit vor Ort produziertem Solarstrom betrieben [1].

Aussteller des Leitsystems
Abbildung 1: Aufsteller des Leitsystems

Die in Abbildung 1 dargestellte Station „Zadelstraat“ ist zwar mit 107 Stellplätzen die kleinste geführte Station, ist aber ein gutes Beispiel für die Verknüpfung von weiteren Services am Ort der Fahrradabstellung. Es werden Kinder-Buggys, Rollatoren, OV-Fiets und Fahrradanhänger zum Ausleihen sowie WiFi und kostenlose Schließfächer angeboten [2].

Zusätzlich werden in der Smartphone App „P-route fiets“ alle überdachten und bewachten Fahrrad-Stellplätze in Utrecht angezeigt. Informationen zu Kapazität, freien Stellplätzen und Öffnungszeiten können so jederzeit bereits vor Abfahrt ortsunabhängig eingesehen werden (siehe Screenshot in Abbildung 2). Die App führt über 20.450 Abstellplätze in Utrecht. Die Belegung zum Zeitpunkt der Recherche am Samstag, 07. Januar 2023 um 15:30 Uhr betrug über alle Parkhäuser verteilt 46 % – demnach waren überall genug Kapazitäten vorhanden. Die Abstellung ist zudem für die ersten 24 Stunden kostenlos, für die nächsten 24 Stunden beträgt der Tarif 2023 je nach Station zwischen 0,60 € und 1,35 € [3]. Die App ist zwar mit einer einzigen Anzeigeseite sehr einfach zu bedienen, bietet jedoch ausschließlich Informationen für die Stadt Utrecht und keine anderen Städte an.

Screenshot App P-route fiets Utrecht
Abbildung 2: Smartphone App „P-route fiets“, © Lumiguide

Ein ähnliches Parkleitsystem gibt es in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam. Im Beispiel in Abbildung 3 („Leidseplein“) ist das Parken von Fahrrädern im Straßenraum nur bedingt erlaubt, es wird aber auf nahegelegene – zum Zeitpunkt der Aufnahme – ganze 1550 Stellplätze verwiesen. Und auch im zweiten Beispiel aus Amsterdam, am Zuidplein, hört die Fahrradwegweisung nicht am Eingang vom Fahrradparkhaus auf. Sowohl am Eingang als auch im Inneren des Parkhauses werden die Fahrradfahrer:innen zu einem freien Stellplatz geleitet, siehe Abbildungen 4 und 5.

Um ein Leitsystem für Fahrräder auch in Deutschland einzuführen, ist die Verfügbarkeit von hochwertigen und bewachten Fahrradabstellanlagen Voraussetzung. Vorher wäre eine Einführung sinnlos. 

Weitere Best Practices zeigen wir auf unserer Karte.

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Quellen:
[1] https://www.utrecht.nl/city-of-utrecht/mobility/cycling/bicycle-parking/ (online abgerufen am 07.01.2023)
[2] https://www.u-stal.nl/locaties-fietsenstallingen/bewaakte-fietsenstallingen/utrecht-zadelstraat (online abgerufen am 07.01.2023)
[3] https://www.veiligstallen.nl/utrecht/stallingen/ (online abgerufen am 07.01.2023)