UPDATE | Erster Lenkungspunkt Karlsgraben in Aachen: Wir haben erneut gezählt!

Die Einführung des ersten Lenkungspunktes in Aachen ist mit einigen Kinderkrankheiten gestartet. Markierung und Beschilderung waren für Verkehrsteilnehmende nicht verständlich genug und teilweise fehlerhaft. Im Oktober 2024 haben wir eine Verkehrszählung am Lenkungspunkt durchgeführt, Mängel dokumentiert und Verbesserungen vorgeschlagen. Einige Monate später hat die Stadt Aachen nun ihrerseits einige Verbesserungen für eine klare Verkehrsführung umgesetzt – auch dazu haben wir berichtet.

Nun möchten wir wissen: Hat sich am Verhalten der Verkehrsteilnehmenden etwas geändert? Dazu haben wir am Mittwoch, den 09. April zwischen 17 und 18 Uhr zur Abendspitzenstunde unsere Verkehrszählung am Lenkungspunkt wiederholt.  Dabei haben wir an den beiden Knotenpunktarmen Löhergraben (1) und Karlsgraben (2) jeweils die „richtig“ und „falsch“ fahrenden Kfz gezählt. Zusätzlich haben wir die Anzahl der Radfahrenden an zwei Messquerschnitten (A, B) erfasst.

Darstellung der Messquerschnitte unserer Verkehrszählung
Darstellung der Messquerschnitte unserer Verkehrszählung

In der folgenden Abbildung sind die Ergebnisse der einstündigen Verkehrserhebung dargestellt:

Es zeigte sich, dass vom Alexianergraben mehr Kfz „richtig“ als „falsch“ fahren, während vom Karlsgraben kommend die Zahl der „falsch“ fahrenden Kfz die der „richtig“ fahrenden überwiegt.

Dennoch: Im Vergleich zum Oktober 2024 fahren fast 12 %-Punkte mehr Kfz-Fahrende (ausgenommen Lieferverkehre, etc.) am Lenkungspunkt richtig. Insbesondere Kfz-Fahrende vom Karlsgraben kommend verhalten sich öfter richtig als noch vor einem halben Jahr. Hier steigt der Anteil richtig fahrender Kfz-Fahrender um 17 %-Punkte.

Es zeigt sich auch, dass das Gesamtaufkommen des Kfz-Verkehrs aus Richtung Karlsgraben kommend um ca. 20 % abgenommen hat (von 109 Kfz/h auf 87 Kfz/h), während die Anzahl der Kfz vom Alexianergraben kommend etwa gleich geblieben ist (281 Kfz im Oktober ‘24 zu 286 Kfz im April ‘25). Gleichzeitig sind fast 27 % mehr Radfahrende am Messquerschnitt „Karlsgraben“  gezählt worden. An beiden Erhebungstagen lagen sehr ähnliche Witterungsbedingungen vor (sonnig, Temperaturen um 15 °C), sodass diese keinen plausiblen Einfluss auf die Zähldaten hatten. 

Neben der quantitativen Verkehrszählung haben wir im Erhebungszeitraum erneut das Verhalten der Verkehrsteilnehmenden beobachtet: Dabei fiel uns auf, dass weniger Kfz-Fahrende orientierungslos wirkten. Vom Karlsgraben kommend ist nur ein Kfz-Fahrender vom Mittelstreifen rechts abgebogen, im Oktober 2024 waren dies noch mehrere. Die falsch fahrenden Kfz vom Alexianergraben kommend haben den Knotenpunkt mit hoher Geschwindigkeit gequert und wirkten zielstrebig in ihrer Fahrweise. Bei einer nicht repräsentativen Umfrage von falsch Fahrenden wird vor allem der Zeitverlust und die Sinnhaftigkeit der Verkehrsführung als Grund für den Regelverstoß angeführt, da die Einfahrt auf den Ring von der Jakobstraße weiterhin erlaubt ist und so ein Wenden auf der Jakobstraße erzwungen wird, um sich korrekt zu verhalten.  

Insgesamt zeigt sich, dass die Verkehrsführung am Lenkungspunkt im Vergleich zum Oktober 2024 etwas besser funktioniert. Dies kann sowohl auf die verbesserte Beschilderung und Markierung als auch auf einen gewissen Lern- und Gewöhnungseffekt zurückgeführt werden. Die Menschen, die weiterhin „falsch“ fahren, werden dies vermutlich auch zukünftig machen, da das „Falschfahren“ den meisten scheinbar bewusst ist und nicht mehr auf die fehlende Information zurückzuführen ist. 

Unabhängig von den weiterhin vorliegenden Verkehrsverstößen zeigt die Maßnahme aber, dass sich die Anzahl der Kfz verringert und die Anzahl der Radfahrenden auf dem Ring erhöht hat, was letztlich Zweck der Einführung war. Durch das Hinterlegen der Verkehrsführung in Navigationsgeräten / Karten führt es mittelfristig dazu, dass Menschen, die nicht täglich dort fahren, sondern sich auf die Navigation verlassen, erst über die Jakobstraße in die Innenstadt fahren und den Alleenring als Kfz-Verteilerring nutzen.

Best Practices aus Mobilität und Verkehr zeigen wir auch auf unserer Karte

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