Wer kennt sie noch, die kleinen Sterne an der Decke des Kinderzimmers, die nachts nachleuchten? Das tagsüber gespeicherte Licht wird nachts wieder abgegeben und bildet so einen Sternenhimmel über dem Kinderbett.
Genau diese Funktionsweise kann auch bei der Markierung von Verkehrsflächen eingesetzt werden, u. a. bei Geh- oder Radwegen. Bei der Markierung wird das Tageslicht ebenfalls gespeichert und bei Dunkelheit wieder abgegeben. Durch die ausgereifte Technologie kann der Leuchteffekt bis zu zehn Stunden und damit fast die ganze Nacht anhalten und so den Verkehrsteilnehmenden den Weg kenntlich machen – und das beliebig oft [1]. Die Markierung unterscheidet sich von der üblichen Markierung dadurch, dass sie selbstleuchtend, phosphoreszierend, und nicht „nur“ reflektierend ist.
Die „Technik” dahinter beruht auf dem Prinzip der Phosphoreszenz, welche eine Form der Lumineszenz ist. Durch die Bestrahlung mit Licht werden Elektronen von einem energetischen Grundzustand in einen energetisch höheren Zustand gebracht. Dieser Zustand ist bei der Phosphoreszenz vergleichsweise langlebig, sodass das Nachleuchten anhält, bis der Grundzustand wieder erreicht wird.
Klassischerweise leuchtet die Markierung in der Dunkelheit in einer grünen Farbe – andere Farbtöne sind aber auch möglich. Die grüne Farbe ist jedoch am effektivsten und leuchtet länger als andere Farben nach. Für ein möglichst langes Nachleuchten sollte daher der Farbwunsch zweitrangig sein und die grüne Farbe eingesetzt werden. [2]
Neben dem klassischen Markieren von Leitlinien auf Radwegen oder Fußgängerüberwegen (Zebrastreifen) kann die Markierung aber auch kreativ eingesetzt werden und z. B. auf Gehwegen die Form von Fußabdrücken haben oder im Dreidimensionalen als gestalterisches Element fungieren.
Eine Markierung mit phosphoreszierender Farbe hat verschiedene Vorteile:
- Die Markierung kann dort eingesetzt werden, wo eine klassische Beleuchtung zu teuer wäre oder aufgrund von Naturschutzgründen nicht umgesetzt werden kann.
- Die Markierung leuchtet von selbst und ist nicht nur reflektierend, wodurch sie nicht nur für Radfahrende, die ein Licht am Fahrrad haben, sichtbar ist, sondern auch für zu Fuß Gehende.
- Die Markierung erhöht die Verkehrssicherheit, da der Verlauf des Weges bis in weitere Ferne erkennbar ist und so Orientierung bietet. Auch auf Hindernisse wie Poller oder Treppenstufen kann die Markierung aufmerksam machen.
- Die Markierung kann flexibel auch in anderer Form eingesetzt werden und so Teil der Stadtgestaltung werden.
Zu berücksichtigen ist, dass das Nachleuchten natürlich am besten funktioniert, wenn die Markierung tagsüber möglichst viel Licht erreicht. In Wäldern funktioniert das Nachleuchten aufgrund der Verschattung weniger gut als in offenem Gelände. Dabei ist gerade in Wäldern bei Dunkelheit eine Orientierungshilfe sinnvoll und eine klassische Beleuchtung aus Umwelt- und Kostengründen oft nicht möglich. Darüber hinaus sind die Kosten im Vergleich zu herkömmlicher, reflektierender Markierung höher.
Übrigens: Ein Beispiel für einen Radweg mit phosphoreszierender Markierung in Deutschland findet ihr im Landschaftspark Duisburg-Nord [3]. In den Niederlanden wurde bereits 2012 selbstleuchtende Markierung auf Straßen in der Nähe der Stadt Oss getestet [4].
Weitere Best Practices zeigen wir auch auf unserer Karte.
Quellen:
[1] https://www.swarco.com/de/stories/mehr-sicherheit-fuer-radfahrer-durch-nachleuchtende-markierungen (abgerufen: 27.06.2024)
[2] https://www.luminokrom.com/en/ (abgerufen am 27.06.2024)
[3] https://www.plan-f.info/wissensspeicher/infrastruktur/beleuchtung/lumineszierende-radweg-markierung/ (abgerufen: 27.06.2024)
[4] https://www.heise.de/news/Leuchtende-Strassenmarkierung-ersetzt-Laternen-2169360.html (abgerufen: 27.06.2024)