Aachen: Warum es so wichtig ist, dass Infrastruktur selbsterklärend ist

Verkehrsinfrastruktur muss selbsterklärend sein. Was heißt das genau? Es bedeutet, dass es für Verkehrsteilnehmer:innen jederzeit eindeutig und verständlich sein muss, wie man sich im Straßenverkehr zu verhalten hat und welche Verkehrsflächen für welchen Zweck bestimmt sind. Gerade die Radverkehrsinfrastruktur ist aber häufig nicht eindeutig markiert, beschildert oder gar durchgängig gebaut. Radfahrende benötigen oft Ortskenntnis, um zu wissen, wo sie fahren dürfen und wie der Radverkehr geführt wird. 

Der heutige Fotopost zeigt ein Beispiel, wohin missverständliche Infrastruktur führen kann.

Auto parkt auf Radfahrstreifen
Abb.: parkendes Auto auf dem Radfahrstreifen – aufgrund missverständlicher Infrastruktur (fern)

Die Stadt Aachen baut die Radverkehrsinfrastruktur derzeit an vielen Stellen aus – oft auch mit hohen Standards. Auf dem heutigen Foto seht ihr den Umbau einer Straße, auf welcher der Radverkehr nun auf einem breiten, komplett rot markierten Radfahrstreifen geführt wird. Damit der Radfahrstreifen, nicht wie sonst so häufig, vor der Kreuzung endet, um den Abbiegestreifen für den Kfz-Verkehr Platz zu machen, hat die Stadt den Parkstreifen am rechten Fahrbahnrand enden lassen und den Radfahrstreifen nach rechts auf den ehemaligen Parkstreifen verschwenkt.

Diese Idee ist gut! Aber das Foto zeigt, dass die Umsetzung der Maßnahme nicht selbsterklärend ist. Zwar wird der Radfahrstreifen sogar mit der roten Markierung rechts auf den ehemaligen Parkstreifen geführt, dennoch liegt der Radfahrstreifen in diesem Bereich höher als die Fahrbahn und ist gepflastert. Der Radfahrstreifen sieht also immer noch aus wie ein Parkstreifen – trotz der roten Farbe.

Auto parkt auf Radfahrstreifen
Abb.: parkendes Auto auf dem Radfahrstreifen – aufgrund missverständlicher Infrastruktur (nah)

Das Ganze führt zum einen dazu, dass Radfahrende aufgrund des Höhenunterschiedes abbremsen müssen, um dem Verschwenk zu folgen. Zum anderen beweist das Foto, dass es scheinbar nicht eindeutig ist, dass es sich statt um einen Parkstreifen nun um einen Radfahrstreifen handelt. Das dort stehende Auto nutzt den Streifen weiterhin zum Parken.

Natürlich müssen solche Verstöße auch geahndet und Aufklärung über neue Verkehrsführungen betrieben werden. Aber würde mit dem Ende des Parkstreifens auch die abgesetzte Pflasterung enden und der Radfahrstreifen auf Asphalt verschwenkt werden, wäre die Infrastruktur an dieser Stelle viel selbsterklärender. 

Dieses Phänomen gibt es häufig: Für den Kfz-Verkehr ist es meistens ganz eindeutig, wie die Wegeführung gedacht ist – alles markiert, asphaltiert, direkt und geradlinig. Der Radverkehr muss sich seinen Weg dagegen häufig erst suchen, da er mal im Mischverkehr geführt wird, dann im Seitenraum, dann ist etwas markiert und dann hört es wieder auf… Umso wichtiger daher, es bei neuer und guter Radverkehrsinfrastruktur direkt besser zu machen! Wie? Genauso wie für den Kfz-Verkehr.

Wie es besser geht zeigen wir auf unserer Best-Practice-Karte

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