Im Rahmen eines Verkehrsversuchs entstand im August 2020 bis Oktober 2021 die Flaniermeile Friedrichstraße in Berlin-Mitte und soll jetzt dauerhaft eingerichtet werden. Dabei wurde der 600 m lange Abschnitt zwischen Leipziger Straße und Französischer Straße für den allgemeinen motorisierten Individualverkehr, also Autos, gesperrt. Ziel ist es, einen neuen, attraktiven öffentlichen Raum zu schaffen. Elektrische Kleinstfahrzeuge wie E-Scooter und auch Fahrräder dürfen weiterhin durch den Abschnitt auf der Friedrichstraße fahren.
Die Ziele einer Flaniermeile sind:
- Erhöhung der Aufenthalts- und Lebensqualität für Bürger:innen und Tourist:innen,
- Steigerung des Fuß- und Radverkehranteils,
- Stärkung des traditionsreichen Einzelhandels- und Geschäftsstandorts,
- Verbesserung der Luftqualität und Verminderung der Lärmbelastung,
- Attraktivitätssteigerung der Friedrichstraße und des Umfelds.
Diese Ziele wurden wie folgt umgesetzt:
- In den Nebenstraßen der Friedrichstraße wurden Ladezonen für die Belieferung der Geschäfte ausgewiesen. Für Angestellte und Besucher:innen sind die Geschäfte über mehrere Parkhäuser in unmittelbarer Nähe weiterhin mit dem Kfz erreichbar.
- Für den Radverkehr besteht pro Fahrtrichtung ein zwei Meter breiter Radweg, welchen auch Rettungsfahrzeugen nutzen können.
- Die Gehwege auf beiden Seiten stehen dem Fußverkehr zur Verfügung. Des Weiteren wurden zur Verbesserung der Barrierefreiheit zwei Fußgängerüberwege (Zebrastreifen) über den Radweg errichtet.
- Vor der Sperrung der Friedrichstraße ist die Nachtbuslinie N6 der BVG durch die Straße gefahren. Seitdem wird sie durch die parallel laufende Charlottenstraße geführt. Um Reisezeitverluste im Vergleich zur vorherigen Route zu vermeiden, werden dort temporär unterstützende Maßnahmen (nächtliches Parkverbot) umgesetzt.
- Der Bereich zwischen den Gehwegen und dem Radweg (Safety Lane) wird gestalterisch genutzt. Zum einen können dort Gewerbetreibende gläserne „Showcases“ nutzen, um ihre Waren zu präsentieren, zum anderen laden begrünte Stadtmöbel, Bäume in Pflanztrögen, Tische mit Sitzgelegenheiten und Außengastronomie zum Verweilen ein.
Aktuell hat die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz ein Verfahren zur Teileinziehung der Friedrichstraße beantragt. Das bedeutet, dass die Straße auf bestimmte Benutzungsarten, Benutzungszwecke oder Benutzerkreise beschränkt ist. Ziel der Teileinziehung ist, die Friedrichstraße dauerhaft als Flaniermeile nutzen zu können. Die überwiegend positiven Erfahrungen und der Auftrag aus dem Berliner Mobilitätsgesetz rechtfertigen dieses Verfahren.
Ein zweites Best-Practice-Beispiel für die Rückgewinnung des öffentlichen Raumes zugunsten der Nahmobilität ist die Bergmannstraße in Berlin-Kreuzberg. Zahreiche weitere Best Practices zeigen wir auf unserer Karte.