Warum ist sinnvoll, den Besetzungsgrad in Pkw zu erhöhen?
Im Sinne einer klimaverträglichen Verkehrswende ist die Reduktion des Verkehrs ein entscheidendes Kriterium. Trotzdem soll mehr Mobilität ermöglicht werden, um dem steigenden Bedürfnis danach gerecht zu werden. Um mehr Mobilität, aber weniger Verkehr zu erreichen, ist ein potenzieller Ansatz, den Besetzungsgrad im motorisierten Individualverkehr (MIV) zu erhöhen. Laut MiD 2017 liegt dieser bei Pkw in Deutschland lediglich bei durchschnittlich 1,5 Personen pro Pkw [1]. Wenn ein höherer Besetzungsgrad bei gleichbleibender Gesamtzahl an Personen auf einer zurückzulegenden Strecke erreicht wird, kann die Gesamtzahl an Fahrzeugen reduziert werden. Dies hat vielfältige Vorteile, da Pkw viele Ressourcen beanspruchen. Gerade bei besonders niedrigen Besetzungsgraden im Berufsverkehr wird eine sehr geringe Auslastung der Kapazität von im Schnitt ca. 25% erreicht (die meisten Pkw können komfortabel mit vier Personen besetzt werden). Zudem kann durch einen höheren Besetzungsgrad die Kapazität einer Straße bzw. der Verkehrsfluss verbessert werden.
Mitfahrerparkplätze in Rheinland-Pfalz
Mitfahrerparkplätze (P+M), wie der „AS Gerolstein“ in Rheinland-Pfalz an der Autobahn A1, bieten die Möglichkeit, Fahrgemeinschaften zu bilden. In Rheinland-Pfalz wurden vom Landesbetrieb Mobilität mehr als 140 solcher Pendler:innenparkplätze eingerichtet [2]. Die Anreise erfolgt selbstständig (mit dem Auto oder anderem individuellen Verkehrsmittel). Eine Anreise mit öffentliche Verkehrsmitteln hingegen gestaltet sich schwierig. Dafür sind P+R Parkplätze vorgesehen, die jedoch für den Umstieg auf den ÖV gedacht sind. Eine Kombination aus beidem wäre wünschenswert.
Herausforderungen bei der Nutzung
Autos sind individuelle Verkehrsmittel. Autofahrer:innen haben im Auto ihre Privatsphäre, die sie ungerne teilen. Zudem kommt ein (gefühltes) Sicherheitsproblem bei möglicherweise fremden Personen im Auto.
Auch wenn die Bereitschaft zur Mitnahme von anderen Personen vorhanden ist, müssen entsprechende Person(en) gefunden werden, die gleiche oder zumindest sehr ähnliche Start- und Zielorte haben und die gewünschte Fahrt muss zudem zeitlich zusammen passen. Wenn eine Fahrt angetreten wird, muss zudem auch die Rückfahrt geklärt sein.
Dies bietet sich insbesondere im beruflichen Umfeld für Personen an, die gleiche (oder sehr ähnliche) Arbeitszeiten haben. Unternehmen können dies mit betrieblichem Mobilitätsmanagement unterstützen.
Wie kann das Angebot verbessert werden?
Die mehr als 140 Mitfahrerparkplätze in Rheinland-Pfalz sind ein gutes Angebot des Landes mit Ausbaupotential:
- Zum einen muss die Attraktivität und Verfügbarkeit von Pendler:innenparkplätzen verbessert werden. Eine verbesserte Anbindung und zusätzliche Ausstattungsmerkmale wie Wetterschutz oder Sitzgelegenheiten für Wartezeiten steigern die Attraktivität und sind damit Pull-Faktoren.
- Hinzu kommen technische Lösungen, um beispielsweise mittels App Mitfahrgelegenheiten zu vermitteln und die Sicherheit zu erhöhen – ebenfalls Pull-Faktoren.
- Um gleichzeitig Personen zur Nutzung von Mitfahrangeboten zu überzeugen, sind ebenso Push-Maßnahmen weg von der eigenen Pkw-Nutzung wichtig. Hierfür müssten Fahrten mit niedrigem Besetzungsgrad unattraktiver gemacht werden. Insbesondere finanzielle Anreize sind wirksame Maßnahmen (erhöhte Steuern, Maut etc.). So würde sich die Bildung von Fahrgemeinschaften auch finanziell vermehrt lohnen.
Weitere Best Practices zeigen wir auf unserer Karte.
Quellen:
[1] Mobilität in Deutschland, Kurzreport, Ausgabe September 2019, aufgerufen am 25.06.2022, http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/pdf/infas_Mobilitaet_in_Deutschland_2017_Kurzreport_DS.pdf, (Online abgerufen am 25.06.2022)
[2] https://mitfahren.rlp.de/de/startseite/, (Online abgerufen am 25.06.2022)