Freiburg Vauban: nachhaltiger Stadtteil der kurzen Wege

Auf dem Gebiet einer ehemaligen Kaserne am Freiburger Süden entstand ab 1997 ein neues, nachhaltiges und verkehrsberuhigtes Quartier. Der Fokus lag darauf, einen Stadtteil der kurzen Wege mit durchmischten Wohnformen und einer hohen Aufenthaltsqualität zu entwickeln. Innerhalb des Quartiers können Geschäfte und die Grundschule fußläufig erreicht werden. Die Anbindung an die Freiburger Innenstadt und die umliegenden Stadtteile wird über eine Stadtbahnlinie sowie mehrere Buslinien der Freiburger Verkehrs AG ermöglicht. Der Aspekt der Nachhaltigkeit wurde von Beginn an mitgedacht, sowohl im Bebauungsplan als auch bei der Entwicklung der ÖV-Anbindung.

Seit 2017 ist die Bebauung des Stadtteils weitestgehend abgeschlossen, zu diesem Zeitpunkt wohnten in Vauban knapp 5.700 Menschen in 2.600 Haushalten. Das Durchschnittsalter ist mit 33 Jahren vergleichsweise niedrig, was vor allem daran liegt, dass viele junge Familien den Stadtteil bewohnen [1]. 

Mobilitätskonzept

Der Stadtteil zeichnet sich u.a. durch sein Mobilitätskonzept aus, welches eine Reduzierung des Kfz-Verkehrs verfolgt. Um den Menschen von Beginn an ein Leben ohne eigenes Auto zu ermöglichen, wurde eine gute Anbindung mit dem öffentlichen Verkehr angestrebt. Seit 2006 ist der Stadtteil daher mit drei Haltestellen an die Stadtbahn angeschlossen. Im Rahmen des Radverkehrskonzeptes soll der Stadtteil zukünftig auch über Radvorrangrouten an die Innenstadt angebunden werden [2].

Auf der zentralen Verkehrsachse durch das Quartier, der Vaubanallee, gilt Tempo 30. Die davon abzweigenden Wohnstraßen sind als Verkehrsberuhigte Bereiche (umgangssprachlich auch Spielstraßen genannt) gekennzeichnet. Damit darf der Fahrverkehr nur Schrittgeschwindigkeit fahren und dem Fußverkehr sowie spielenden Kindern wird Vorrang gewährt. Öffentliche Stellplätze sind hier nicht zu finden. Lediglich entlang der Vaubanallee befinden sich bewirtschaftete Stellplätze, die für Besucher:innen vorgesehen sind. 

Parken in Anwohnerstraßen verboten

Ein Großteil des Quartiers ist als stellplatzfrei ausgewiesen – im öffentlichen Straßenraum und auf den Grundstücken befinden sich keine Parkflächen. Die gemäß der Stellplatzsatzung vorzuhaltenden Stellplätze werden stattdessen auf zwei Quartiersgaragen verlagert, in denen sich bis zu 470 Kfz-Stellplätze befinden. Wer hiervon einen Stellplatz benötigt, muss diesen für mittlerweile über 20.000 € käuflich erwerben. Alternativ können sich Haushalte verpflichten, kein Auto zu besitzen. Sie werden dann vom Kauf eines Stellplatzes in der Quartiersgarage befreit. Sie müssen jedoch den Anteil einer Vorbehaltsfläche außerhalb des Quartiers kaufen, die als Stellplatz dienen kann wenn doch ein Auto erworben wird. Die Kosten dafür belaufen sich auf 3.700 €. Ein Autofrei-Verein verwaltet dieses Gelände und führt im Gegenzug auf diesem Grundstück den erforderlichen Stellplatznachweis. Um diese Fläche im Falle einer vollständigen Belegung der Quartiersgaragen aber nicht mit tatsächlichen Stellplätzen bebauen zu müssen, wird derzeit ein Stellplatzpool organisiert.

Aktuell verzichten ca. 430 Haushalte in Vauban auf ein eigenes Auto. Um den Verzicht auf ein eigenen Auto zu unterstützen, stehen zudem über 15 Carsharing-Fahrzeuge der Betreiber Grüne Flotte Carsharing sowie von stadtmobil CarSharing Südbaden zur Verfügung. [1,3]

Energie und Entwässerung

Ein wesentlicher Aspekt der Quartiersentwicklung lag auf der Erhaltung des Baumbestandes und der Anlage von öffentlichen Grünzügen, welche die Aufenthaltsqualität und die Durchlüftung des Stadtteils verbessern. Das Grünkonzept dient zudem dazu, dass Niederschlagswasser vor Ort versickern kann. Versickerungsgräben und begrünte Gebäudeflächen, wie z.B. begrünte Dächer, wirken dabei unterstützend. Dies ist insbesondere für das Mikroklima gut und macht das Quartier für Starkregenereignisse aber auch Trocken- oder Hitzeperioden resilienter.  

Häuser in Vauban

Auch energetisch setzt das Quartier auf Nachhaltigkeit. Bei den Gebäuden in Vauban handelt es sich überwiegend um Niedrigenergiehäuser, teilweise auch um Passivhäuser, Zerohäuser (auch Nullemissionsgebäude) oder Plusenergiehäuser, deren spezifischer Wärmebedarf nochmal deutlich niedriger ist. Geheizt wird über ein Blockheizkraftwerk auf Holzhackschnitzelbasis [3]. 

Fazit

Ein Spaziergang durch das Viertel überzeugte uns von dem Konzept – modernes urbanes Wohnen kann hier erlebt werden. Es zeigt sich auch, dass bei der Entwicklung neuer Quartiere die ÖV-Anbindung von Anfang an mitgedacht und diese idealerweise auch als erstes umgesetzt werden muss (Stichwort „Transit Oriented Development“), um die Gewohnheit, das eigene Auto zu nutzen, direkt zu unterbinden. Dass eine separate Fläche für potenzielle Autos autofreier Haushalte vorbehalten werden muss, wirkt dagegen starr und rückschrittlich. Mehr Flexibilität in der entsprechenden Satzung ist dringend erforderlich, genauso wie mehr Mut und Vertrauen, dass bei einem guten alternativen Mobilitätsangebot ein eigenes Auto schlicht nicht erforderlich ist.

Kritik wurde auch daran geübt, dass durch mangelnde Kontrollen die für Besucher:innen vorgesehenen bewirtschafteten Flächen zum Parken zeitweise durch Anwohner:innen genutzt wurden und so der Kauf eines eigenen Stellplatzes umgangen wurde [4]. 

Was das Ziel der durchschmischen Wohnformen und der durchmischten Bewohner:innen angeht, liegen leider nur wenig Zahlen vor. 2017 lag z.B. der Anteil der Bewohner:innen mit Migrationshintergrund in Vauban bei 13,2 %, was mehr ist als der deutsche Durchschnitt, aber weniger als der Freiburger Durchschnitt. Auch die Durchmischung sozialer Schichten hinsichtlich Einkommen, Bildungsgrad oder Religion kann nicht ausreichend dargestellt werden. Die Quartiersarbeit und gemeinschaftliches Engagement wird über diverse Vereine und Genossenschaften ermöglicht und gelebt, allerdings liegt für das Quartier kein Mietpreisspiegel vor, der mit dem der Stadt Freiburg ins Verhältnis gesetzt werden kann. 

Dennoch lohnt sich ein Besuch in Vauban, einem Stadtteil der zurecht als Vorbild nachhaltige Stadtentwicklung gilt. Weitere Best Practices zeigen wir auch auf unserer Karte.

Quellen:
[1] https://stadtteil-vauban.de/ (online abgerufen am 26.05.2022)
[2] https://www.freiburg.de/pb/231552.html (online abgerufen am 29.05.2022)
[3] https://www.freiburg.de/pb/208732.html  (online abgerufen am 26.05.2022)
[4] https://www.vauban-im-bild.de/infos_vauban/fehl_parkplatz.php (online abgerufen am 29.05.2022)